Krieg und Frieden in einer Welt voller Unrecht

„Oder welcher König zieht aus, um mit einem andern König Krieg zu führen, und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?“

Jesus Christus nach Lk 14, 31

Der Krieg in der Ukraine ist nun schon im 11. Monat. Ich habe in diesem Blog lange nichts mehr dazu geschrieben, weil ich im Prinzip nicht viel Neues dazu zu sagen hatte. Ich schreibe jetzt wieder, weil es mich beunruhigt, wie trotz all des Leides, dass dieser Krieg gefordert hat, die Unterstützung der militärischen Auseinandersetzung auch im Westen weitergeht.

Menschen, die in einer Metrostation in Kiew Schutz vor russischen Rakten suchen, Kmr.gov.ua, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons

Ich habe erlebt, wie die ukrainische Armee sich recht erfolgreich gegen die russische wehren und ihr auch symbolträchtige Niederlagen zufügen konnte, wozu auch Waffenlieferungen aus dem Westen entscheidend mit beigetragen haben. Ich habe von vielen Kriegsverbrechen der russischen Soldaten gegen die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten gehört. Ich bekomme mit, wie die russischen Streitkräfte versuchen, die Energieversorgung des Landes zu zerstören und so den Preis der Ukraine für den Krieg in der Höhe zu treiben. Ich sehe, dass sie zugleich bisher auf ihre stärksten Waffen, die Atomsprengköpfe, verzichten.

Weiterlesen

Im Grunde gut

Wie ist der Mensch? Ist er von seinem Wesen her ein egoistisches, bösartiges Tier, das durch Erziehung, Religion oder vom Staat angedrohte Gewalt gebändigt werden muss, oder ist er in seinem Kern eher auf Gemeinschaft und Kooperation angelegt, mit Gerechtigkeitsgefühl begabt und bereit, sich in guter Weise auch für andere und das Gemeinwohl einzusetzen? Der niederländische Autor Rutger Bregman verficht in seinem 2019 erschienen Buch „Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit“ (deutsch Hamburg, 2020) letztere Sicht.

Neben vielen Beispielen von Kooperation und Nächstenliebe auch unter härtesten Bedingungen (bis hin zum Vermeiden vieler Soldaten im Gefecht auf andere Menschen zu schießen, vgl. S. 102ff) referiert er auch die Theorie, der Mensch, genauer der homo sapiens, sei genau die Art der Gattung homo, die sich in der Evolution aufgrund ihres freundlichen, kooperativen Wesens durchgesetzt habe („survival of the most friendliest“) (S. 69ff).

Das führt natürlich unweigerlich zu der Frage, wie die vielen Grausamkeiten zustande kommen können, zu denen Menschen ja offensichtlich auch in der Lage sind. Hier sieht er mindestens drei Faktoren:

Weiterlesen