Gott – Wesen, Konzept, Aussage über die grundlegenden Eigenschaften unserer Welt?

Ein Nachdenken im inneren Dialog mit einem Post von Antje Schrupp

Schon seit einigen Jahren folge ich dem „Blog Gott und Co“ der Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp, die auch ev. Theologie studiert hat und neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit mit einer halben Stelle als festangestellte Redakteurin der Zeitung EFO-Magazin (die Zeitung der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach) arbeitet. In diesem Blog mit der Unterüberschrift „It’s not about her_his existence“ setzt sie sich mit Gottesbildern und ihrer Bedeutung für die Kirche und unsere Gesellschaft auseinander.

Bild von Christian Dorn auf Pixabay

Besonders spannend fand ich den Beitrag „Schöpfung? Welche Schöpfung? Über Gott als Konzept“ (einschließlich der dann folgenden Diskussion). Dort stellt sie mit Befriedigung (und wie ich finde zu Recht) fest, dass die Vorstellung eines alten, weißen Mannes, der mit viel Hokuspokus Dinge erschafft, mit der Aufklärung ihr Ende gefunden habe. Sie schreibt dann weiter:

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Gott dynamisch denken

Impulse aus dem Buch von Catherine Keller „Über das Geheimnis“ – Gott erkennen im Werden der Welt – Eine Prozesstheologie

Vorbemerkung

Mindestens seit meiner Jugend bin ich auf der Suche nach Gott. Und diese Suche zeitigt zwar immer wieder Ergebnisse, ist aber nie abgeschlossen, sondern wird durch neue Lebenserfahrungen und auch neue spirituelle Impulse immer wieder verändert.

Als denkender und fühlender Mensch hat die Suche nach Gott für mich zwei Dimensionen: die emotionale und die gedankliche. Beide sind für mich wichtig. Gefühlsmäßig erfahrbar wurde Gott für mich in der Stille, in der Meditation, in bestimmten Gottesdiensten, in gemeinsamen politischen Aktionen der Gewaltfreiheit, im Gebet und im Handauflegen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Gedanklich war es mir immer wieder wichtig, ein solches Gottesbild zu entwickeln, das mit den Erfahrungen von mir und anderen Menschen zusammenpasst und für unser Leben relevant ist. Dazu gehört, dass es in sich keine logischen Widersprüche aufweisen soll (was nicht meint, dass die Gotteserfahrung keine Ambivalenzen haben dürfte), dass es die Erfahrungen und Erkenntnisse des Menschen nicht leugnet, sondern sie erklärt und in einen – ggf. auch korrigierenden – Rahmen stellt, und dass es deutlich macht, was diese Welt von einer solchen (natürlich nur theoretisch gedachten, denn es gibt ja nur diese eine) unterscheidet, von der ich nicht sagen würde, dass Gott in ihr wirksam ist.

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Nach meinem Studium habe ich nicht mehr  viele Bücher gelesen, die diesen Prozess meiner Gotteserkenntnis beflügelt hätten. Das Buch der amerikanischen Theologin Catherine Keller „Über das Geheimnis“,  2008 auf Englisch erschienen und 2013 ins Deutsche übersetzt, könnte eines von ihnen sein.

Glaube als Prozess

Denn so schreibt Keller in ihrem Prolog:

„Der Glaube ist keine festgelegte Meinung, sondern ein lebendiger Prozess. Er ist gerade die Grenze und die Öffnung zu einem Leben im Prozess. Leben [ich würde sagen ‚Leben im Glauben’, HP] bedeutet vertrauensvoll in den nächsten Moment einzutreten: in das Unvorhersagbare.“ (S. 16)

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An Gott glauben oder an Elfen? – Brief an einen Großneffen

Als ich kürzlich auf meinen Großneffen, nennen wir ihn Frodo, traf, stellte er mir beim Abendessen im großen Familienkreis die Frage: Hanno, glaubst du an Gott? Dazu muss man wissen, dass Frodo zur atheistischen Fraktion der großen Familie meiner Frau gehört, im Konfirmandenalter ist, nicht getauft, aber äußert aufgeweckt und an allen philosophischen Fragen interessiert. „Klar“, sage ich, „klar glaube ich an Gott.“ „Warum?“, fragt er. „Warum nicht?“, gebe ich zurück, und erzähle dann etwas von dem, was mich zum Glauben gebracht hat.

Schnell entspannt sich eine muntere Diskussion: „Glaubst du auch an Geister?“ Und sein Vater meint, klar könne man Gottes Nicht-Existenz nicht beweisen, das könne man aber auch nicht mit der Nicht-Existenz von Elfen. Das sei aber kein Grund, die Existenz von Elfen ernsthaft in Betracht zu ziehen.

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Tanzende Elfen, Gemälde von August Malmström, 1866

Spätestens hier merke ich, dass die Frage an den Glauben an Gott mehr Zeit und Tiefe braucht, als zwischen zwei Gängen möglich ist, und dass sie mich inspiriert, auch noch einmal selber nachzudenken, nachzufühlen und meine Haltung präziser zu beschreiben.

Ergebnis ist dieser Brief:

Lieber Frodo,

du hast mich gefragt, ob ich an Gott glaube. Ich habe das spontan bejaht, aber du hast gemerkt, dass es mir nicht leicht fiel, genau zu sagen, was ich damit meine. Da ich aber möchte, dass du eine Chance hast, zu verstehen, was Christen wirklich denken, will ich versuchen, meine Gedanken noch einmal zu präzisieren.

Wie du ja weißt, glauben Christen, dass Gott diese Welt geschaffen hat. Und die aufgeklärteren meinen damit nicht nur diese Erde, sondern das Universum als Ganzes. Also möglicherweise den Urknall, auf jeden Fall aber Raum und Zeit. Und damit ist klar, dass Gott nicht einfach ein Wesen in Raum und Zeit sein kann, denn dann wäre er ja nicht der Schöpfer von Raum und Zeit. Das unterscheidet ihn grundsätzlich von allen Wesen dieses Universums, Löwen und Elfen, Menschen und Dinosauriern. Weiterlesen