Unzertrennlich – ein Buch, das mich bewegt

Eine befreundete Ärztin hat mir kürzlich das Buch von Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom „Unzertrennlich – über den Tod und das Leben“ geschenkt, und dieses Buch das mich auf verschiedenen Ebenen berührt,

Es ist ein Alterswerk eines humanistischen Psychotherapeuten und Vertreters der Existenziellen Psychotherapie, dessen Bücher ich seit vielen Jahren sehr schätze. Insbesondere auch seine Lehrbücher „Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie“ (in vielen Auflagen erschienen) und (weniger bekannt, aber auch sehr lesenswert) „Existenzielle Psychotherapie“ haben meine eigene seelsorgerliche und supervisorische Arbeit und meinen Umgang mit Weiterbildungsgruppen in der Seelsorgeausbildung maßgeblich beeinflusst.

Zudem ist Yalom ein begnadeter Geschichtenerzähler, der viele seiner Gedanken auch in seinen Romanen lebendig werden lässt. Und schließlich ist er, wenn seine Bücher nicht täuschen, ein unorthodoxer, menschlicher Therapeut, dem Menschen immer wichtiger waren als Techniken und der viel auch die Grenzen psychotherapeutischer Konstrukte reflektiert und beschrieben hat.

Die Arbeit an „Unzertrennlich“ beginnt er als 87-Jähriger zusammen mit seiner Frau Marilyn, als diese zunehmend unter ihrer Krebserkrankung und den damit verbundenen Therapien zu leiden hat. In jeweils wechselnder Perspektive schildert es das letzte halbe Jahr, das diese gemeinsam haben, bis Marilyns Krankheit so weit vorangeschritten ist, dass sie sich mittels assistiertem Suizid das Leben nimmt. Im zweiten Teil beschreibt und reflektiert Irvin Yalom dann die ersten vier Monate seiner Trauer.

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Krebs: Von der Freiheit der Entscheidung

Mein Vater ist in den 7oJahren früh an Magenkrebs verstorben. Er hatte das Glück, seine letzte Zeit zuhause verbringen zu dürfen und im wahrsten Sinne des Wortes in seinem eigenen Bett in der Tiefe der Nacht zu entschlafen. Das war für mich als Kind ein Trost.

Wütend allerdings hat mich schon damals gemacht, dass mir erzählt wurde, die Strahlentherapie, die er bis einige Zeit vor seinem Tod bekommen und unter der er sehr gelitten hatte, hätte er nicht gekriegt, weil man noch eine lindernde oder gar heilende Wirkung davon erwartet hätte, sondern nur, um ihm nicht das Gefühl zu geben, nichts mehr zu tun. Das hat früh in mir ein Misstrauen hinterlassen, was den Sinn ärztlicher Entscheidungen im Allgemeinen und Chemotherapien und Bestrahlungen im Besonderen betrifft.

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Kontrastprogramm

Nun habe ich ja als Krankenhauspfarrer viel mit Menschen zu tun, die auf unterschiedlichste Weise an Krebs erkrankt sind und mit Ärztinnen und Ärzten, die viel Fachwissen und Engagement einsetzen, diesen Menschen zu helfen. Ich mag diese Menschen und schätze ihre Arbeit. Doch manche grundlegenden Fragen sind geblieben, und ich merke, dass es da keine einfachen Antworten gibt. Weiterlesen