In der letzten Zeit ist immer wieder von einem „postfaktischen Zeitalter“ die Rede, und das Wort „postfaktisch“ wurde ja auch zum Wort des Jahres 2016 gewählt (vgl. http://gfds.de/wort-des-jahres-2016/). Ich empfehle da Vorsicht.
Wenn dieser Begriff rein beschreibend die Tatsache aufgreift, dass es im Moment auch in den westlichen Demokratien mehr PolitikerInnen gibt, die sich wie Donald Trump offen nicht darum kümmern, ob ihre Behauptungen wahr sind und damit einen mehr oder weniger großen Erfolg haben, dann hat dieser Gebrauch eine gewisse Berechtigung.

Pinocchio – von Enrico Mazzanti (1852-1910)
Trotzdem möchte ich davor warnen, weil der Begriff „Zeitalter“ aus meiner Sicht suggeriert, dass die, denen die Fakten egal sind, damit Recht hätten (was eine moralische Beurteilung ist, die ich in keiner Weise teile) und damit zugleich so viel Erfolg hätten, dass sie ein ganzes Zeitalter prägen könnten (was zwar nicht auszuschließen, aber eben noch sehr offen ist). Außerdem legt der Begriff auch noch nahe, dass das Absehen von Fakten (also die öffentliche Lüge) etwas Neues sei.