Zu Flucht und Ergreifung des mutmaßlichen IS-Terroristen Albakr
Viele haben sich gefragt, wie kann es geschehen, dass ein Terrorist unter den Augen der Polizei entfliehen kann. Die überzeugende Antwort gab für mich der Präsident des LKA Sachsen in seiner gestrigen Stellungnahme (als Transkript z. B. gepostet unter https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Terrorverdaechtiger-Syrer-in-Leipzig-festgenommen/LKA-Praesident-Joerg-Michaelis-erklaert-den-verpatzten-Einsatz-in-Chemnitz/posting-29330973/show/).
Er macht darin deutlich, dass zum einen der Schutz der Anwohner Priorität hatte, um dann weiter zu bemerken:
„Auch ganz wichtig dann: nicht sicher war, ob es sich bei der Person um den Albakr handelt, wurde er aus einiger Entfernung von Einsatzbeamten aufgefordert stehen zu bleiben. Die Person ergriff daraufhin die Flucht. Mittels Warnschuss wurde versucht, das Stehenbleiben zu erreichen. Der Flüchtende reagierte nicht. Eine Schussabgabe auf ihn war nicht möglich und viel zu riskant da sich unbeteiligte Personen in Schussrichtung befanden.“
Eigentlich selbstverständlich und doch wohltuend in einem Klima, in dem immer wieder vom „Krieg gegen den Terror“ die Rede ist. Im Krieg zählt nur der Erfolg, Kollateralschäden werden hingenommen. Hier wurde abgewogen und Menschenleben aller Ethnien geschützt. Ein ermutigender Kontrast zu den Berichten aus manchen amerikanischen Städten, wo sehr schnell mit tödlicher Wirkung auf schwarze mutmaßliche Gesetzesbrecher geschossen wurde.
Schön, dass auch andere Menschen aus Syrien unseren Staat wohl genau so wahrgenommen und mit eigenem Einsatz diesen Mann gefesselt und der Polizei übergeben haben. Sie müssen erkannt haben, dass sich dieser Polizeieinsatz nicht gegen Syrer an sich oder gegen Muslime an sich richtete, sondern gezielt Terror verhindern wollte.
Für mich sind das zwei Seiten einer Medaille eines Umgangs mit Terror, der unsere Freiheit und unsere Menschlichkeit bewahrt. Auch wenn das Resultat nicht immer so positiv sein wird wie gestern, sollte uns diese Festnahme ermutigen, genau mit dieser Haltung weiterzumachen und dem Terror und seinen Vertreterinnen und Vertretern mit rechtsstaatlichen statt mit militärischen Mitteln zu begegnen.