Wer lebt, stört. – Klingt vielleicht trivial, ist es aber eigentlich nicht. Denn wie oft wollen wir Störungen vermeiden.
Wer lebt, stört. – Das heißt: Unser Leben ist immer auch Störung anderer. Der Stuhl, den wir besetzen, steht anderen nicht zur Verfügung; das Brot, das wir essen, nährt andere nicht; in der Zeit, in der wir reden, machen wir anderen das Reden schwer.
Wer lebt, stört. – Dieser Umstand lässt sich nicht vermeiden. Wenn ich es dennoch versuche, hat das zwei Effekte. Erstens droht mir die Luft auszugehen. Ich nehme mir den Raum, den ich für meine Lebensaktivitäten bräuchte. Das geht zu meinen Lasten. Zweitens verstecke ich schnell meine Fähigkeiten und gebe der Welt nicht das, was ich ihr geben könnte. Das geht zu Lasten aller.
Wer lebt, stört. – Dieser Satz ist eine Einladung an alle Schüchternen, sich den Raum zu nehmen, den sie brauchen: andere im Gespräch zu unterbrechen, die eigene Meinung zu vertreten, eigene Ziele zu verfolgen, in Konkurrenz zu gehen. Er ist kein Freibrief an alle Egoisten, sich selbst absolut zu setzen und das große Ganze aus den Augen zu verlieren.
Denn auch der Satz stimmt: Alles ist mit allem (irgendwie) verbunden. Ja, das Leben lebt von Störung und Harmonie gleichermaßen. Sonst wäre es langweiliger Stillstand oder sich selbst vernichtendes Chaos.
Wer lebt, stört. – Was wir daraus machen, liegt an uns.
Da bekommt doch der Begriff „Störenfried“ einen ganz anderen Klang. Im Frauencafé unserer Kirchengemeinde hat das für viel Gesprächsstoff gesorgt und das war ein Segen, aus dem, wenn ich mich nicht täusche, Fruchtbares wachsen kann und wird.
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