Dass die eigenen Werte und Wünsche am Lebensende im Rahmen des Möglichen umgesetzt werden, das ist das Ziel einer Patientenverfügung. Ein Ziel, das häufig nicht erreicht wird. Die Hindernisse sind vielfältig:
- Viele Menschen denken über Patientenverfügungen zwar nach, erstellen sie dann aber doch nicht, denn das Thema erschien dann doch zu fern oder zu kompliziert oder zu belastend.
- Viele Patientenverfügungen sind wenig aussagekräftig, in sich widersprüchlich oder stimmen in ihrem Wortlaut nicht mit dem überein, was die Ausfüllende gewollt hat. Grund dafür ist oft eine fehlende oder nicht ausreichende Beratung, manchmal auch die fehlende Bereitschaft des Ausfüllenden sich wirklich intensiv mit den Themen auseinanderzusetzen.
- In vielen Situationen ist auch eine vorhandene Patientenverfügung bei den Behandelnden nicht bekannt oder wird nicht gelesen.
- Oft sind Betreuer oder Bevollmächtigte (emotional oder aus anderen Gründen) nicht der Lage, eine Patientenverfügung in guter Weise zu vertreten.
- Manchmal werden Patientenverfügungen auch aus anderen Gründen von Ärztinnen und Ärzten ignoriert.
Seit einigen Jahren gibt es in Australien und den USA Modelle des „Advance Care Planning“, die Patientenverfügungen gerade für chronisch oder fortschreitend kranke Patienten in einen fortlaufenden Beratungs-, Dokumentations- und Kommunikationsprozess mit allen Beteiligten (Patienten, Angehörigen, ambulanten und stationären Versorgern) einbinden, was wohl zu erheblich verbesserten Ergebnissen geführt hat.
Und auch in Deutschland tut sich etwas. Finde ich spannend. Hier vier Links:
- Umfassender Versorgungsplan („advance care planning“) für die Sterbebegleitung bei alten Patienten, 2010 – ein Bericht über eine australische Studie zur Wirksamkeit von Advance Care Planning
- Georg Marckmann: Advance Care Planning – Von der Patientenverfügung zur umfassenden gesundheitlichen Vorausplanung – Folien für eine öffentliche Veranstaltung des klinischen Ethikkomitees Universitätsmedizin Göttingen
- Patientenverfügungsprogramm – Implementierung in Senioreneinrichtungen: Eine inter-regional kontrollierte Interventionsstudie – Forschungsbericht über eine Studie am Niederrhein 2009-2010
- „Advance Care Planning“ – Einladung zu einer Tagung des Zentrums für Gesundheitsethik an der Evangelischen Akademie Loccum am 1./2. April 2014
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Eine interessante deutsche Umsetzung, die ich vor einiger Zeit entdeckt habe und die auch das Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland vom 5. November 2015 beeinflusst hat, ist das Projekt Beizeiten Begleiten (http://www.beizeitenbegleiten.de/).
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