„Zur Freiheit befreit“

Vor einiger Zeit wurde ich gefragt, was für mich die wichtigste Bibelstelle sei. Spontan habe ich geantwortet:

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht das Joch der Knechtschaft auflegen!“
(Gal 5,1)

Das Evangelium ist Freiheit. Und diese Freiheit hat mich in meinem Leben begleitet. Sie hat mich inspiriert, allen Einengungen durch andere etwas entgegenzusetzen und mein Leben in Verantwortung und Liebe zu gestalten – folgend dem anderen Paulus-Satz:

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangennehmen.“ (I Kor 6,12)

Als Jugendlicher hat mir diese Freiheit den Mut gegeben, Kindergottesdienste mitzugestalten, obwohl ich gestottert habe. Sie hat mir die Klarheit gegeben, denen zu widersprechen, die mein Liebesverhältnis zu meiner Freundin für Sünde hielten, nur weil wir nicht verheiratet waren. Sie hat mir die Einsicht gegeben, mich staatlichen Gesetzen zu widersetzen, indem ich Atomwaffenlager blockierte, um gegen das atomare Wettrüsten zu protestieren. Heute lässt sie mich meinen eigenen Verstand nutzen, um zu prüfen, ob es nicht doch möglich sein sollte, mit Muslimen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit zu beten.

Bild Jesus heilt am Sabbat

„Jesus heilt am Sabbat“   (Lk 13,10-17 ),  Ottheinrich-Bibel (ca 1530)

Die Freiheit, zu der Christus befreit, ist keine Beliebigkeit. Es ist die Freiheit, die aus der Liebe Gottes kommt und an der Liebe Gottes orientiert ist. Es ist dieselbe Freiheit, mit der Jesus am Sabbat Kranke heilte aus Liebe zu dem kranken Menschen. Es ist die Freiheit, aus der heraus Luther die Kirche seiner Zeit kritisierte, die die Angst der Menschen für ihren eigenen Reichtum ausnutzte. Es ist die Freiheit, die Martin Luther King dazu gebracht hat, sein Leben dafür einzusetzen, dass Menschen aller Hautfarbe in den USA dieselben Rechte bekommen. Und es ist die Freiheit, die Menschen in Deutschland immer wieder veranlasst, mit gewaltfreien Mitteln dafür zu kämpfen, dass die Gefahren der Atomenergie ernst genommen werden.

So ist diese Freiheit Kraft und Anspruch zugleich. Sie kann gut tun und sie kann Angst machen. Wenn wir auf sie trauen, und wenn wir auf den trauen, der sie schenkt, dann führt sie zum Leben.

Dieser Freiheit möchte ich in diesem Blog nachspüren gegen alle, die uns vorschreiben wollen, was wir zu tun, zu denken oder zu fühlen haben.

Konzert der Lebenslaute

Konzert der Lebenslaute auf dem Erkundungsbergwerk Gorleben, 2009

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